Langensteinbach, evangelische Stadtkirche

Disposition

Hauptwerk
II.Manual C-f3
Principal 8`
Praestant 4`
Cornett 5fach
Bourdon 16`
Gamba 8`
Couppel 8`
Quint 3`
Rohrflöt 4`
Octav 2`
Bifara 8`
Mixtur 4fach
Salicional 8`
Trompeten B 8`
Trompeten D 8`
Clairon 4`
Vox Humana 8`

Positiv
I. Manual C-f3
Principal 4`
Bourdon 8`
Flöt Travers 8`
Floet 4`
Octav 2`
Sesquialtera
Quint 1 ½`
Mixtur 4fach
Cromhorn 8`

Pedal C-e1
Sub Bass 16`
Octav Bass 8`
Flöt Bass 4`
Posaun Bass 16`
Trompeten Bass 8`
Clairon Bass 4`

Koppeln
I-II
HW-Ped

Restaurierung 2009

Restaurierung der Orgel von 1787 des Rastatter Orgelbauers Ferdinand Stieffell (1737-1818), Langensteinbach.
Auf der Suche nach dem Klang der Ferdinand Stieffell-Orgel der ehemaligen Schloßkapelle Karlsruhe.
Die Annäherung an das Klangbild einer Orgel geschieht immer auch durch den Besuch vergleichbarer Orgeln des Erbauers. Unsere Reise führte ins Elsaß, durch Baden bis zum Kaiserstuhl durch das Schaffensgebiet Ferdinand Stieffells. Auffällig war die Erfahrung, dass jede Orgel ihre eigene Klangcharakteristik aufwies. Fragten wir die jeweils tätigen Orgelbauer nach deren Bezugsquellen, fiel häufig der Name Langensteinbach, und zwar nach der Restaurierung 1971. Schnell wurde klar: die Orgeln Ferdinand Stieffells waren durch alle Zeiten aufgrund ihrer großen Robustheit so geschätzt, dass sie mehr oder weniger liebevoll mit dem jeweiligen Zeitgeschmack durchkämmt wurden, statt sie wegzuschmeißen und neu zu bauen. So sind viele der Orgeln überliefert, keine hat aber ihr ursprüngliches Klangbild behalten dürfen. Wir mussten lernen, sowohl beim Pfeifenwerk aus Langensteinbach als auch bei all den besuchten Stieffellorgeln die Charakteristiken durch die zeitgeschichtlichen Veränderungen hindurch zu sehen, zu hören sind sie freilich häufig nicht mehr.
Hier in Langensteinbach haben wir es intonatorisch mit folgenden Schichten zu tun:

Stieffell 1785/86
1838 „Frischintonieren“ durch Voit
1858 großer Umbau durch Voit
nach 1900 Merklin
1951 Firma E.F. Walcker
1971 Werkstatt Peter Vier

Viele Veränderungen können zugeordnet werden, nicht alles ist rückführbar.
Eine Orgelrestaurierung beginnt und endet mit der Dokumentation. Der erste Schritt ist eine detaillierte Beschreibung des vorgefundenen Zustandes. Unser Teil der Dokumentation ist das Pfeifenwerk. Anhand der Rohrflött 4` möchte ich das exemplarisch darstellen. Zunächst haben wir die Beschriftung der Einzelpfeifen aufgenommen. Das Kreuz neben den Tonnamen entspricht den Lötnähten auf der Rückseite der Pfeife. Die einzelnen Gravierungen sind in Abstand, Größe und Gravurstärke (starker/schwacher Strich) 1:1 abgebildet. Aufgrund dieser systematischen Erfassung können nun die Wege dieser Pfeifen nachvollzogen werden. So fanden wir im Bestand der historischen Trompete 8` aus dem ‚Großen Werk‘ mit einem Becherstiefel aus dem Posaunbaß 8` Pedal einen letzten Überlebenden. In der Octav aus dem jetzigen Rückpositiv fanden sich einige wenige Pfeifen aus der verlorenen Mixtur dieses Werkes (Pfeifenanschrift siehe Abbildung 1).
Auf dieser Seite sind nun die tiefsten sechs Pfeifen der Rohrflött 4` enthalten. Die Beschriftung erzählt eine lustige Geschichte. Ursprünglich begann das Register mit der Pfeife C#, sie hat die Werkbezeichnung und das ausgeschmückte Zeichen für C. Die nächsten Töne folgen nach der Reihe. Dann ist dem im Jahre 1785 eine neue Pfeife hinzugefügt, wieder mit dem Zeichen für C. Die folgenden Tonnamen wurden in der Gravur von gleicher Hand korrigiert oder überschrieben. Ferdinand Stieffell hatte offensichtlich wenig Erfahrung mit dem Bau von Rohrflöten (In seinem breiten erfassten Oeuvre findet sich neben dieser nur eine weitere Rohrflöte!). So übersah er wohl, dass eine mit Röhrchen gedeckte Pfeife ca. einen Halbton länger ist als eine vollständig gedeckte Pfeife und musste diesen Fehler durch die Pfeifenergänzung berichtigen. Weiter kann man sehen, dass die Röhrchen und Deckel vermutlich 1951 versetzt wurden, Tonnamen der Handschrift 1785 sind in die Röhrchen graviert. Sie wurden neu zugeordnet, Deckel und Röhrchen auf der entsprechenden Pfeife wieder aufgelötet. Auf dem tiefen C findet sich der Eintrag des damaligen Intonateurs der Firma Walcker: „uminto. Ruther jun. 30. 1. 51“.
Zudem wurde von jeder historischen Pfeife eine genaue technische Erfassung vor der Restaurierung vorgenommen. Die sieht für die Hohlflöte 4` wie in Tabelle 1 dargestellt aus.

TonO außenWandstLBAA2FußlKernd.Kernschr.Bart LBart BLängeKernstich
C67,71,3851,6418,1116,717,313,586466,5723,6755819
C#66,21,1250,1817,0215,337,643,455853,2524,7451211 + 10
D62,51,0547,5616,0914,726,283,125750,423,8647824
D#59,90,8946,4216,8307,292,915648,421,8945412 + 11
E55,70,8641,815,507,072,46<5645,5722,0343220
F53,20,940,3514,506,72,445943,7823,0239810 + 8
F#51,20,7839,0414,4613,136,112,485642,5121,9139119
G48,70,8837,0213,9106,492,386041,0422,183589 + 9
G#46,90,7835,4514,1706,62,365940,4621,353399 + 9
Tabelle 1
Abbildung 1